Grüner Star (Glaukom)

Symptome, Ursachen und Therapie des Grünen Stars

Glaukom oder Grüner Star bezeichnet verschiedene Augenerkrankungen, die zur Steigerung des Augeninnendrucks führen. Oft bleiben diese lange Zeit unerkannt, jedoch wird dadurch der Sehnerv geschädigt, und infolgedessen verschlechtert sich mit der Zeit das Sehvermögen. Ein Glaukom ist nicht schmerzhaft, mit Ausnahme des eher seltenen Glaukomanfalls. Ausfälle im Gesichtsfeld (Skotome) machen sich vielfach erst spät bemerkbar. Schlimmstenfalls erblindet das Auge infolge eines Glaukoms. Eine rechtzeitige Behandlung kann die Sehkraft erhalten, weshalb eine regelmäßige Vorsorge für die Augengesundheit so entscheidend sein kann.

Maßgeblich: Der Kammerwinkel im Auge

Große Bedeutung hat der Kammerwinkel im Auge, durch den das Kammerwasser abfließt. Es ernährt die Augenlinse und die Hornhaut. Von der Hinterkammer aus – dem Bereich hinter der Regenbogenhaut – umfließt und benetzt das Kammerwasser die Augenlinse. Durch die Pupille gelangt es dann in die Vorderkammer des Auges zwischen Regenbogenhaut und Hornhaut. Über das schwammartige Gewebe im Kammerwinkel fließt der größte Teil des Kammerwassers schließlich ab. Das Kammerwasser baut den Augeninnendruck auf, der Abfluss reguliert den Druck. Die mit Abstand häufigste Ursache eines Glaukoms ist ein erhöhter Augeninnendruck.

Offenwinkelglaukom

Meistens handelt es sich um ein Glaukom bei offenem Kammerwinkel im Auge, das daher auch als Offenwinkelglaukom bezeichnet wird. Die Erkrankung schreitet langsam voran, und der Augeninnendruck übersteigt bei mehr als 70 % der Betroffenen 21 mmHg. Das Kammerwasser fließt hier trotz eines offenen Kammerwinkels zu langsam ab. Die Hauptrisikofaktoren des Offenwinkelglaukoms sind

  • Glaukome bei Verwandten 1. Grades,
  • ein Alter über 60 Jahre und
  • Fehlsichtigkeit wie Kurz- oder Weitsichtigkeit.

Primäre Glaukome: Offenwinkelglaukom, Engwinkelglaukom

Glaukome, die spontan, ohne weitere bekannte Ursache auftreten, werden primäre Glaukome genannt. Dazu gehören neben den häufigen Offenwinkel-, auch die selteneren Engwinkelglaukome. Sie entstehen fast immer beidseitig. Oft entwickelt sich das Glaukom am anderen „Partnerauge“ mit zwei bis fünf Jahren Verspätung. Mit zunehmendem Lebensalter nimmt die Häufigkeit insbesondere des Offenwinkelglaukoms zu.

Der Name Engwinkelglaukom verweist ebenfalls auf die Struktur im Auge, die maßgeblich die Zirkulation des sogenannten Kammerwassers beeinflusst: den sogenannten Kammerwinkel. Ist der Abfluss des Kammerwassers durch Veränderungen im Kammerwinkel behindert, steigt der Augeninnendruck – langfristig kann sich ein Glaukom entwickeln. Allerdings ist der erhöhte Druck, wie bereits angedeutet, nicht die einzige Ursache. Auch eine verminderte Durchblutung des Sehnervs spielt eine Rolle. Wird ein zu eng angelegter Kammerwinkel plötzlich blockiert, kommt es zum akuten Winkelblock („Glaukomanfall“) – eine Sonderform des Engwinkelglaukoms. Selten liegt ein chronisches Engwinkelglaukom mit Abflussstörung des Kammerwassers vor, ähnlich wie bei einem Offenwinkelglaukom.

Sekundäre Glaukome: PEX-Glaukom

Tritt ein Glaukom infolge einer anderen Erkrankung oder Verletzung des Auges oder im Rahmen einer Allgemeinerkrankung auf, liegt ein sekundäres Glaukom vor.

Die häufigste Form aller sekundären Glaukome stellt das Kapselhäutchen- oder Pseudoexfoliationsglaukom (PEX-Glaukom) dar. Dabei lagern sich feinste Eiweißpartikel auf allen Strukturen des vorderen Augenabschnittes ab, so auch der Linse und dem Pupillenrand. Zugrunde liegt eine erbliche Störung der faserigen Elemente des Bindegewebes. Da ein PEX-Glaukom rasch fortschreiten kann, kommt es ganz entscheidend auf eine frühzeitige Diagnose und Behandlung an. Dann lässt sich das Krankheitsbild auch häufig zufriedenstellend in den Griff bekommen.

Dass sich ein solches sekundäres Glaukom ähnlich wie ein primäres entwickeln kann, nämlich schleichend, ist nicht ungewöhnlich. Es ist durchaus möglich, dass ein Patient zunächst überhaupt keine Symptome hat – weder spürt er sein beginnendes Glaukom, noch merkt er etwas von der Grunderkrankung, zum Beispiel ersten Schäden der Netzhautgefäße bei Diabetes (Diabetes Typ 1, Diabetes Typ 2). Der Augenarzt wird jedoch das mögliche Glaukom- und Gefäßrisiko seines Patienten im Blick haben und ihn oder sie diesbezüglich regelmäßig kontrollieren.

Normal- oder Niederdruckglaukom

Ein Teil der an einem Glaukom erkrankten Patienten hat keinen erhöhten Augeninnendruck, sondern bewegt sich im Normalbereich von 10 bis 21 mmHg. Diese Situation wird Normaldruckglaukom genannt, wobei die betroffenen Augen empfindlicher auf den „Normaldruck“ reagieren. Dass sich hier dennoch eine für das Glaukom typische Schädigung mit einer Vertiefung (Exkavation) am Sehnervenkopf entwickeln kann, mag mit einer instabilen Durchblutung des Sehnervs zusammenhängen.

Augenärzte gehen in diesem Zusammenhang mitunter von einer Regulationsstörung der Gefäße oder einer primären vaskulären Dysregulation (PvD) aus. Sie kann mit einem stark schwankenden Blutdruck einhergehen. Das Sehnervengewebe kann dabei Schaden nehmen. Frauen neigen häufiger zu einer PvD als Männer. Nicht selten reagieren die Betroffenen besonders empfindlich auf verschiedene innere und äußere Reize, die das Herz-Kreislauf-System beeinflussen. Migräne und kalte Hände können Hinweise sein. Es gibt wohl ebenfalls eine erbliche Komponente.

Augenhochdruck: okuläre Hypertension

Ein Sonderfall ist die okuläre Hypertension, also ein Augendruck über 21 mmHg, ohne dass der Betroffene eine Sehnervenschädigung und/oder Gesichtsfeldeinschränkungen hat.

Einige Risikofaktoren erhöhen jedoch die Wahrscheinlichkeit, dass sich daraus später ein Glaukom entwickelt. Dazu gehören

  • familiäre Disposition: Glaukom bei Verwandten 1. Grades
  • stärkere Fehlsichtigkeit
  • bestimmte Herz-Kreislauf-Erkrankungen, z. B. Arteriosklerose

Symptome eines Glaukoms

Ein Glaukom entsteht meist schleichend und bleibt lange Zeit unbemerkt. Wenn sich die Schädigung des Sehnervs bemerkbar macht, ist die Erkrankung bereits weiter fortgeschritten. Häufig kommt es zu einer Sehminderung, bei der das Gesichtsfeld bogenförmig von außen eingeengt ist. Das kann zum Beispiel zu Orientierungsproblemen in der Umgebung oder im Straßenverkehr führen. Im Endstadium sind aber auch Ausfälle zum zentralen Gesichtsfeld, zur Blickmitte hin, möglich. Von den etwa 10.000 pro Jahr in Deutschland erblindenden Menschen haben etwa 2.000 ein Glaukom. Oft erkranken – zeitversetzt – beide Augen.

Was tun bei einem Glaukomanfall?

Unter anderem erhöht ein kurzer Augapfel (Weitsichtigkeit) das Risiko eines primären Engwinkelglaukoms und eines akuten Glaukomanfalls (akuter Winkelblock). Auch ein fortgeschrittener Grauer Star  (fortgeschrittene Linsentrübung, Katarakt) begünstigt bei engem Kammerwinkel einen akuten Winkelblock. Auslöser eines Glaukomanfalls können plötzliche spontane Pupillenerweiterungen sein, etwa bei Angst, Schreck oder in der Dunkelheit. Auch Medikamente können bei engem Kammerwinkel einen akuten Glaukomanfall provozieren, z. B. bestimmte Antidepressiva, Antihistaminika (Antiallergika) oder Präparate gegen Schwindel und solche zur Pupillenerweiterung.

Engwinkelglaukome können akute Krankheitsbilder mit starken Schmerzen, Rötung und Sehstörungen des betroffenen Auges auslösen. Beim sogenannten akuten Winkelblockglaukom schmerzt das Auge, oft auch der ganze Kopf, heftig, der Augapfel ist extrem hart, das Auge gerötet. Infolge des stark erhöhten Augeninnendrucks schwillt die Hornhaut an. Dadurch nehmen die Betroffenen Schleier oder regenbogenartige Ringe um Lichtquellen wahr. Meist fühlen sie sich äußerst unwohl, es kommt zu Übelkeit, Brechreiz. Der Druck im Auge übersteigt oft 60 mmHg. Wegen der akuten Erblindungsgefahr sind derartig ausgeprägte Beschwerden immer als Notfall einzustufen, der umgehend medizinisch behandelt werden muss.

Früherkennung und Diagnose

Regelmäßige Früherkennungsuntersuchungen bieten den entscheidenden Vorsprung, um ein entstehendes Glaukom oder ein erhöhtes Glaukomrisiko zu erkennen. Sie umfassen:

  • einen Sehtest
  • die Messung des Augeninnendrucks (Tonometrie)
  • die Beurteilung des Sehnervs (Funduskopie): Mittels Diagnose des Augenhintergrunds durch die Pupille hindurch kann der Augenarzt den Sehnervenkopf beurteilen.

Sie möchten mehr über Glaukome und Ihr persönliches Glaukom-Risiko erfahren?